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Trigeminale motorisch evozierte Potenziale wurden durch transkranielle Magnetstimulation getestet,<ref>Cruccu G, Berardelli A, Inghilleri M, Manfredi M. Functional organization of the trigeminal motor system in man. A neurophysiological study. Brain. 1989;112:1333–1350. doi: 10.1093/brain/112.5.1333.</ref> der temporale H-Reflex, der die Aα-Faser (Ia-Faser) im monosynaptischen trigeminalen Reflex bewertet,<ref>Cruccu G, Truini A, Priori A. Excitability of the human trigeminal motoneuronal pool and interactions with other brainstem reflex pathways. J Physiol. 2001;531:559–571. doi: 10.1111/j.1469-7793.2001.0559i.x.</ref> die frühen Komponenten des Blinkreflexes (R1) nach elektrischer Stimulation des Überaugennervs und der masseterinhibitorische Reflex (SP1) nach Stimulation des mentalen Nervs, wobei die Fasern <math>A\delta</math> bewertet wurden. Auch laser-evokierte Potenziale (LEP) wurden aufgezeichnet, um Nociceptoren <math>A\beta</math><ref>Valls-Solé J. Neurophysiological assessment of trigeminal nerve reflexes in disorders of central and peripheral nervous system. Clin Neurophysiol. 2005;116:[tel:2255–2265 2255–2265]. doi: 10.1016/j.clinph.2005.04.020.</ref>(Aδ-LEP) und unmyelinisierte Faser-Wärme-Rezeptoren (C-LEP)<ref>Cruccu G, Pennisi E, Truini A, Iannetti GD, Romaniello A, Le Pera D, De Armas L, Leandri M, Manfredi M, Valeriani M. Unmyelinated trigeminal pathways as assessed by laser stimuli in humans. Brain. 2003;126:[tel:2246–2256 2246–2256]. doi: 10.1093/brain/awg227.</ref> zu untersuchen. Die neurophysiologischen Tests entsprachen den technischen Anforderungen, die von der International Federation of Clinical Neurophysiology herausgegeben wurden.<ref>Kimura J, editor. Peripheral Nerve Diseases, Handbook of Clinical Neurophysiology.Amsterdam: Elsevier; 2006.</ref><ref>Cruccu G, Aminoff MJ, Curio G, Guerit JM, Kakigi R, Mauguiere F, Rossini PM, Treede RD, Garcia-Larrea L. Recommendations for the clinical use of somatosensory-evoked potentials. Clin Neurophysiol. 2008;119:1705–1719. doi: 10.1016/j.clinph.2008.03.016.</ref> | Trigeminale motorisch evozierte Potenziale wurden durch transkranielle Magnetstimulation getestet,<ref>Cruccu G, Berardelli A, Inghilleri M, Manfredi M. Functional organization of the trigeminal motor system in man. A neurophysiological study. Brain. 1989;112:1333–1350. doi: 10.1093/brain/112.5.1333.</ref> der temporale H-Reflex, der die Aα-Faser (Ia-Faser) im monosynaptischen trigeminalen Reflex bewertet,<ref>Cruccu G, Truini A, Priori A. Excitability of the human trigeminal motoneuronal pool and interactions with other brainstem reflex pathways. J Physiol. 2001;531:559–571. doi: 10.1111/j.1469-7793.2001.0559i.x.</ref> die frühen Komponenten des Blinkreflexes (R1) nach elektrischer Stimulation des Überaugennervs und der masseterinhibitorische Reflex (SP1) nach Stimulation des mentalen Nervs, wobei die Fasern <math>A\delta</math> bewertet wurden. Auch laser-evokierte Potenziale (LEP) wurden aufgezeichnet, um Nociceptoren <math>A\beta</math><ref>Valls-Solé J. Neurophysiological assessment of trigeminal nerve reflexes in disorders of central and peripheral nervous system. Clin Neurophysiol. 2005;116:[tel:2255–2265 2255–2265]. doi: 10.1016/j.clinph.2005.04.020.</ref>(Aδ-LEP) und unmyelinisierte Faser-Wärme-Rezeptoren (C-LEP)<ref>Cruccu G, Pennisi E, Truini A, Iannetti GD, Romaniello A, Le Pera D, De Armas L, Leandri M, Manfredi M, Valeriani M. Unmyelinated trigeminal pathways as assessed by laser stimuli in humans. Brain. 2003;126:[tel:2246–2256 2246–2256]. doi: 10.1093/brain/awg227.</ref> zu untersuchen. Die neurophysiologischen Tests entsprachen den technischen Anforderungen, die von der International Federation of Clinical Neurophysiology herausgegeben wurden.<ref>Kimura J, editor. Peripheral Nerve Diseases, Handbook of Clinical Neurophysiology.Amsterdam: Elsevier; 2006.</ref><ref>Cruccu G, Aminoff MJ, Curio G, Guerit JM, Kakigi R, Mauguiere F, Rossini PM, Treede RD, Garcia-Larrea L. Recommendations for the clinical use of somatosensory-evoked potentials. Clin Neurophysiol. 2008;119:1705–1719. doi: 10.1016/j.clinph.2008.03.016.</ref> | ||
==== | ==== Die bedeutenden Ergebnisse der Untersuchungen ==== | ||
Motorisch evozierte Potenziale aus transkranieller Magnetstimulation und der H-Reflex des Musculus temporalis zeigten normale Ergebnisse; im Gegensatz dazu zeigten Reflexaufnahmen schwere Abnormalitäten: Die erste Reaktion, die bilateral ausblieb, war der frühe Masseter-Inhibitionsreflex (ES1) nach Stimulation des mentalen Nervs und der frühe Lidschlussreflex (R1). Während<math>A\delta</math>Faser-vermittelte LEPs oft abnormal waren (aber weniger beeinträchtigt als frühe trigeminale Reflexe), waren unmyelinisierte C-Faser-vermittelte C-LEPs normal. Diese Muster neurophysiologischer Abnormalitäten deuteten im Allgemeinen darauf hin, dass die Krankheit von größeren zu kleineren afferenten Fasern fortschritt. <blockquote>Die einzige bemerkenswerte Ausnahme war der normale temporale H-Reflex, der durch <math>A\alpha</math> afferent vermittelt wurde. Sowohl Licht- als auch Elektronenmikroskopie zeigten nur eine Wallerian-ähnliche Degeneration, die die myelinisierten Fasern betraf, stärker ausgeprägt bei der großen <math>A\beta</math> und kleinen Gruppe <math>A\delta</math>, ohne entzündliche Veränderungen..</blockquote> | |||
=== ''' | === '''Diskussion''' === | ||
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Die Studie von Cruccu et al.<ref name=":0">Cruccu G, Pennisi EM, Antonini G, Biasiotta A, di Stefano G, La Cesa S, Leone C, Raffa S, Sommer C, Truini A.Trigeminal isolated '''sensory''' neuropathy (TISN) and FOSMN syndrome: despite a dissimilar disease course do they share common pathophysiological mechanisms? BMC Neurol. 2014 Dec 19;14:248. doi: 10.1186/s12883-014-0248-2.PMID: 25527047 </ref> lässt zunächst darauf schließen, dass trotz detaillierter neurophysiologischer und morphometrischer Untersuchungen keine klinischen, neurophysiologischen oder neuropathologischen Unterschiede zwischen TISN und FOSMN festgestellt werden können. Daher könnten die beiden Krankheiten pathophysiologisch ähnliche Neuropathien des Typs der dissociierten Neuropathien sein, die die unmyelinisierten Fasern vollständig verschonen, wie durch die Biopsieuntersuchung gezeigt wurde. Licht- und Elektronenmikroskopie in Biopsieproben des suprorbitalen Nervs von Patienten mit TISN und denen mit FOSMN haben unterschiedlich schwere axonale Verluste myelinisierter Fasern gezeigt, wie auch andere bei diesen Patienten berichtet haben.<ref>Lecky BR, Hughes RA, Murray NM. Trigeminal sensory neuropathy. A study of 22 cases. Brain. 1987;110:1463–1485. doi: 10.1093/brain/110.6.1463. </ref><ref name=":1">Vucic S, Tian D, Chong PS, Cudkowicz ME, Hedley-Whyte ET, Cros D. Facial onset sensory and motor neuronopathy (FOSMN syndrome): a novel syndrome in neurology. Brain. 2006;129:[tel:3384–3390 3384–3390]. doi: 10.1093/brain/awl258.</ref> Diese Befunde werden erweitert, indem quantitative Daten bereitgestellt werden, die zeigen, dass die Trigeminusneuropathie die Fasern <math>A\beta</math> stärker beeinträchtigt als die Fasern <math>A\delta</math>. Die Evidenz, dass die Schädigung der Nervenfasern von der größten zur kleinsten Faser fortschreitet, stammt auch aus neurophysiologischen Befunden, die durchweg Reaktionen zeigen, die durch die beeinträchtigte Faser <math>A\beta</math> vermittelt werden, selbst in den frühen Stadien der Krankheit. Im Gegensatz dazu waren die durch Fasern <math>A\delta</math> vermittelten Reaktionen viel weniger beeinträchtigt. | |||
Nach Cruccu et al.<ref name=":0" /> liefert die zeitliche Schonung des H-Reflexes Hinweise darauf, dass FOSMN hauptsächlich die Zellkörper betrifft.<ref name=":1" /><ref>Vucic S1, Stein TD, Hedley-Whyte ET, Reddel SR, Tisch S, Kotschet K, Cros D, Kiernan MC. FOSMN syndrome: novel insight into disease pathophysiology. Neurology. 2012;79:73–79. doi: 10.1212/WNL.0b013e31825dce13.</ref> Eine dissociierte Neuropathie, die zunächst größere und dann kleinere myelinisierte Fasern progressiv beeinflusst, sollte in der Theorie einen Reflex stark beeinträchtigen, der durch <math>A\alpha</math> Afferenzen von Muskel-Spindeln vermittelt wird. Im Gegensatz dazu verschont es die primären Afferenzen von den Trigeminus-Spindeln, da sie im motorischen statt im sensorischen Wurzel verlaufen. Ebenso wichtig ist, dass ihre Zellkörper nicht im sensorischen Ganglion, sondern im mittleren Hirnstamm-Trigeminus-Kern liegen.<ref>Collier TG, Lund JP. The effect of sectioning the trigeminal sensory root on the periodontally-induced jaw-opening reflex. J Dent Res. 1987;66:1533–1537. doi: 10.1177/00220345870660100401.</ref><ref>Dessem D, Taylor A. Morphology of jaw-muscle spindle afferents in the rat. J Comp Neurol. 1989;282:389–403. doi: 10.1002/cne.902820306.</ref> Dieses einzigartige anatomische Merkmal erklärt auch, warum das Kiefergelenkknacken (oder Kieferknacken) bei zwei anderen Trigeminusneuropathien verschont bleibt: Sjögren-Syndrom und Kennedy-Krankheit.<ref>Valls-Sole J, Graus F, Font J, Pou A, Tolosa ES. Normal proprioceptive trigeminal afferents in patients with Sjögren's syndrome and sensory neuronopathy. Ann Neurol. 1990;28:786–790. doi: 10.1002/ana.410280609. </ref><ref>Antonini G, Gragnani F, Romaniello A, Pennisi EM, Morino S, Ceschin V, Santoro L, Cruccu G: Sensory involvement in spinal-bulbar muscular atrophy (Kennedy's disease).''Muscle Nerve'' 2000; 23:252-258.</ref> | |||
A | Im Gegensatz zu früheren Studien, die einen handgehaltenen Reflexhammer verwendeten, um das Knacken des Kiefergelenks auszulösen, verwendeten wir den zeitlichen H-Reflex, um mögliche Störungen durch Funktionsstörungen oder Malokklusion des Kiefergelenks zu vermeiden, Zustände, die eine abnormale oder sogar fehlende Reflexantwort auf den Reflexhandhammer induzieren können.<ref>Cruccu G, Iannetti GD, Marx JJ, Thoemke F, Truini A, Fitzek S, Galeotti F, Urban PP, Romaniello A, Stoeter P, Manfredi M, Hopf HC. Brainstem reflex circuits revisited. Brain. 2005;128:386–394. doi: 10.1093/brain/awh366.</ref> | ||
Es entsteht ein hamletischer Zweifel:{{q2|Warum fehlt dann bei unserer Patientin „Flora“ sowohl der Sehnenreflex als auch die Ruhephase auf der rechten Seite v|}}<blockquote>Dieses Datum ist von entscheidender Bedeutung für das klinisch-wissenschaftliche Modell, das von der Masticationpedia-Gruppe vorgeschlagen wurde, nämlich das der 'Probabilistischen Indetermination' in organischen komplexen Systemen, für das Laboruntersuchungen in vielen Fällen Anomalien aufdecken könnten, die sonst verborgen bleiben würden und die mit langen zeitlichen Verzögerungen und schwerwiegenden klinischen Folgen aufgezeigt worden wären. Insbesondere, wenn man die physiopathogenetischen Ergebnisse betrachtet, die aus Cruccus Arbeit<ref name=":0" /> und speziell aus unserer Patientin 'Flora' hervorgegangen sind, bedeutet dies, dass die anomalen Ergebnisse, die in unserem Vor-Diagnose-Zeitraum bei der Patientin (Kieferreflex- und Stille-Periode-Abnormalitäten) aufgezeigt wurden, bereits eine abnormale klinische Manifestation darstellten, die schon vorhanden war, bevor sich die Krankheit weiter auf die kleineren kalibrigen myelinisierten Fasern ausbreitete. Kurz gesagt war die von der Patientin berichtete Parästhesie pathognomonisch für Schäden an den Myelinfasern <math>A\delta</math> nach einem Prozess der Dekonstruktion der Mittelhirnkerne und Schäden an den <math>A\beta</math>Fasern.</blockquote>Allerdings bleibt ein noch komplexerer Zweifel zu lösen:<blockquote>Wenn der organische Schaden die motorischen Nervenstrukturen betrifft und sich von den <math>A\beta</math> Fasern zu den <math>A\delta</math>Fasern mit anschließendem strukturellem Schaden der motorischen Mittelhirnkerne entwickelt, wobei zunächst die nicht-myelinisierten kleinen Kaliberfasern (<math>C</math>-Fasern) geschont werden und die Kieferorthopädische Operation nur in der Maxilla durchgeführt wurde, wie kann dann die Initiation der Erkrankung erklärt werden, die sich hauptsächlich im Bereich des Trigeminusnervs V3 manifestiert? | |||
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{{q2| | {{q2|Wahrscheinlich ist die Ursache nicht iatrogen.|.....Sind wir uns wirklich sicher, dass wir alles wissen?}} | ||
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